Aker Schmid ist ein österreichischer Ringer, der im vergangenen Jahr mit der österreichischen Meisterschaft mit dem RSC Inzing und der Hochzeit große Erfolge im sportlichen und persönlichen Bereich feiern konnte. Seine Geschichte beginnt jedoch ganz woanders und zeigt, zu was Sport und Offenheit gegenüber Unbekanntem führen kann.
Wir schreiben das Jahr 2014, im Irak herrscht Krieg durch den Islamischen Staat. Die Situation ist zu gefährlich, um dortzubleiben. Ein 14-Jähriger Junge ergreift die Flucht vor der Gewalt durch den IS, marschiert 10 Tage lang zu Fuß durch die Türkei und überquert mit etwa 30 Personen das Mittelmeer nach Griechenland in einem Schlauchboot, das nur für 10 Personen ausgelegt war. Obwohl das Boot ein Leck bekam, erreichten die Geflüchteten irgendwie ihr Ziel.
Der 14-jährige Junge war Aker Al Obaidi, seine Reise ging noch weiter über Mazedonien, Serbien und Ungarn und schließlich nach Österreich. An der Grenze wurden er und seine Nachbarn, die die Flucht mit ihm gemeinsam durchgemacht hatten, entdeckt. Dort trennten sich ihre Wege und Aker, mittlerweile 15 Jahre alt, blieb allein in einem fremden Land zurück.
Die ersten Jahre in Österreich waren für ihn nicht leicht, Deutsch ist eine schwere Sprache, die Menschen und die Kultur fremd. Der Sport gab ihm eine Konstante im Leben, Akers Leidenschaft ist Ringen.
Der RSC Inzing erkannte schnell das Talent des damals jungen Irakers, durch die Aufnahme von Klaus und Angelika Draxl fand Aker ein neues Zuhause. Hier nimmt das Leben von Aker eine Wende, weg von Krieg und Einsamkeit.
Er bekommt 2017 die Chance, sich auf internationaler Ebene zu zeigen und konnte bei den „World Sport Games“ in Riga teilnehmen. Zwei Jahre später, bei der EM in Pontevedra (Spanien) erreichte er als Junior den 3. Platz für Österreich. Durch diesen Erfolg wurde er 2020 durch das IOC für das Refugee Team ausgewählt und durfte gemeinsam mit seinem Trainer Benedikt Mo im Sommer 2021 zu den Olympischen Spielen nach Tokio reisen. Benedikt Mo unterstützt Aker schon seit der Aufnahme beim RSC Inzing, treibt ihn zu Höchstleistungen an und hilft auch bei Zielen im privaten Leben. Bei Olympia erreichte Aker einen hervorragenden 8. Platz, er ist allerdings schon hungrig nach mehr und wird versuchen, sich seinen Traum von einer Olympischen Medaille zu erfüllen.
In Zukunft wird er das österreichische Trikot bei den Olympischen Spielen tragen, denn er hat im November 2022 die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen bekommen. Eingangs des Textes schreiben wir von „Aker Schmid“, das hat den schönen Hintergrund, dass Aker wenige Wochen nach Erhalt der Staatsbürgerschaft geheiratet und den Familiennamen seiner Frau angenommen hat.
Doch damit nicht genug von 2022, das Jahr hatte noch mehr zu bieten:
Der RSC Inzing erreichte das Bundesliga-Finale gegen den AC Wals. Nach einer Pause durch einen verletzten Meniskus war auch Aker wieder Teil des Teams.
Es entwickelte sich ein historisch enges Finale, bei dem der RSC Inzing erstmals als österreichischer Meister hervorging.
Wir verfolgen Akers weiteren Weg gespannt und wünschen für die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris 2024 alles Gute!
Fotos: ©️ RSC Inzing